Netzwerken | Werte | Charakter | Kommunikation
Sie kommen, lesen und wollen verkaufen!
Wieder ist es passiert. Eine Anfrage blinkt auf: „Sie haben ein spannendes Profil und vieles, was darin steht, deckt sich mit meinen Interessen oder Themen.“ „Gerne würde ich mich mit Ihnen vernetzen!“
Ich lese das Profil des Anfragers: „Ich unterstütze Unternehmen bei ihrer internen Kommunikations- und Führungskultur“!
Tatsächlich sehe ich Übereinstimmungen und kann mir einen Erfahrungsaustausch vorstellen und vielleicht können wir auch ein gemeinsames Projekt entwickeln. Ich nehme die Einladung an!
Einen Tag später folgende Nachricht: Danke, dass wir jetzt vernetzt sind. Wie sieht es bei Dir (jetzt werde ich plötzlich geduzt) aus? Wie gehst du in deiner Firma damit um? Gerne können wir eine erste Analyse machen, um zu sehen, wie wir dir weiterhelfen können!
STOPP! Ich benötige und ich will keine Hilfe für ein Problem, das ich nicht habe, gelöst von einem Menschen, den ich weder kenne noch gefragt oder gar beauftragt habe!
Wieder eine Anfrage: „Sie haben ein bemerkenswertes Unternehmen und ich möchte mich gerne mit Ihnen vernetzen, für den einen oder anderen inspirierenden Gedankenaustausch.“
Genau deshalb befinde ich mich auf dieser Plattform – ich klicke auf „JA“.
Nur 4 Stunden später eine Nachricht: Einladung zu einem kostenlosen Webinar unseres Netzwerks XY – wir zeigen Ihnen die Vorteile … blablabla und wenn Sie sich sofort für eine Mitgliedschaft entscheiden, bekommen Sie einen Rabatt von 45 % für die erste Jahresgebühr gutgeschrieben!
Ich bleibe höflich, bedanke mich für das Angebot und wünsche dennoch gute Geschäfte! Antwort? KEINE!
Mein erster Gedanke: Ein Anzeigenfriedhof wie in den Wochenblättern der 80er Jahre – jetzt nur online!
Netzwerken! Eine Frage des Charakters!
Ein Wertedialog oder warum echte Beziehungen mehr sind als reine Geschäftsanbahnung
Netzwerken – ein Begriff, der heute in fast jeder beruflichen Biografie auftaucht. Plattformen und Netzwerke versprechen Kontakte, Geschäftsmöglichkeiten und Umsatzsteigerung. Doch wer Netzwerken auf diese Aspekte reduziert, unterschätzt seine wahre Kraft. Netzwerken ist eben mehr als ein Marktplatz des schnellen Gebens und Nehmens. Es ist eine Kunst – eine Haltung – der Ausdruck seines Charakters - ein Dialog auf Augenhöhe.
Netzwerken bedeutet Beziehungsaufbau, nicht Vertrieb!
Die Kontaktaufnahme hat sich enorm vereinfacht, das ist zunächst eine gute Nachricht. Doch besteht der Anfangsverdacht, dass dies oft auf Kosten der Qualität geht. Eine Anfrage hier, eine Verbindung dort, und kaum ist der Kontakt bestätigt, folgt das erste Angebot. Doch ist das Netzwerken? Oder ist es einfach nur ein weiterer direkter Vertriebskanal?
Das wäre in der Tat zu kurz gedacht! Netzwerken bedeutet nicht, möglichst viele Visitenkarten oder LinkedIn-Kontakte zu sammeln. Viel nachhaltiger ist es, aus Begegnungen tragfähige, verlässliche Beziehungen zu entwickeln – mit Respekt, Offenheit und echtem Interesse am Gegenüber. Ein gutes Netzwerk wächst nicht durch aggressive Verkaufsstrategien, sondern durch Vertrauen.
Das Prinzip des Gebens: Die Kunst, Mehrwert zu schaffen
Wie in jeder stabilen Beziehung steht im Netzwerken das Geben vor dem Nehmen. Nicht, weil es eine unausgesprochene Regel ist, sondern weil es den Charakter eines guten Netzwerks ausmacht. Wer bereit ist, sein Wissen zu teilen, Kontakte weiterzuempfehlen oder einfach ein aufmerksames Ohr für andere zu haben, schafft etwas, das weit über kurzfristige Geschäfte hinausgeht: eine Vertrauensbasis.
Anstand, Zeit und Fairness – das Fundament erfolgreichen Netzwerkens
Anstand bedeutet, dass Worte wie „Bitte“, „Danke“, „Ja“, „Nein“ oder „Gerne“ fester Bestandteil jeder Kommunikation sind – ob mündlich oder schriftlich. Sie stehen für Klarheit und Ehrlichkeit und prägen einen respektvollen Dialog.
Zeit haben oder sich Zeit nehmen – das macht den Unterschied. Nicht selten entsteht der Eindruck, das man nicht wirklich Zeit zu haben scheint oder, genauer gesagt, sich Zeit nehmen zu wollen. Es erinnert an das sogenannten „Spaghetti-Prinzip“: 500 Spaghetti werden an die Wand geworfen, in der Hoffnung, dass wenigstens eine kleben bleibt. Diese Methode stammt aus den 90ern – überholt, ineffektiv und wenig professionell, denn sie muss täglich (mit viel zeitraubenden Aufwand) wiederholt werden. Der nachhaltige Weg sieht anders aus: Wirkliches Netzwerken bedeutet, sich bewusst Zeit zu nehmen, um aus Kontakten langfristige und verlässliche Beziehungen aufzubauen.
„Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass seit es Zeitmanagement gibt, keiner mehr Zeit hat?“ (2008 ©)
Fairness ist ein Wert, der durch Aufrichtigkeit und Respekt gelebt wird – und genau deshalb im Netzwerken unverzichtbar ist. Doch oft klingt es so: „Ich wünsche mir mehr Fairness – am liebsten von anderen!“ Dabei ist Fairness keine Einbahnstraße. Sie zeigt sich in ehrlichen, verlässlichen Beziehungen und im respektvollen Geben und Nehmen.
Fairness: „Ich möchte nicht verlieren, während du gewinnst – aber auch nicht gewinnen, wenn du dabei verlierst.“ (2020 ©)
Authentische Netzwerke sind tragfähig, ehrlich und inspirierend
Ein wirkliches Netzwerk lebt von Authentizität. Es geht nicht um oberflächliche Kontakte oder schnelle Deals, sondern um echte Gespräche, gemeinsame Ideen und langfristige Verbundenheit. Ein gutes Netzwerk gibt es nicht von der Stange. Es entsteht durch den bewussten Aufbau von Beziehungen, durch offene Diskurse und den Austausch von Wissen. Manchmal in kleinen, vertrauten Gesprächsrunden, manchmal digital über die Landkreisgrenzen hinweg – mit Zoom, Teams oder anderen Plattformen. Wichtig ist nicht das Medium, sondern die Haltung.
Die Idee ist einfach – raus aus dem Dilemma Tempo, Effizienz und messbare Ergebnisse! Netzwerken geht viel weiter, es ist eine Rückbesinnung auf Werte, die bleiben: Vertrauen, Ehrlichkeit, gegenseitige Unterstützung. Das aber benötigt Tugenden wie Achtsamkeit, Verlässlichkeit und letztlich auch Geduld.
Zueinander finden! Miteinander reden! Füreinander da sein!
Netzwerken ist kein Selbstzweck. Es ist ein lebendiges Geflecht aus Menschen, Meinungen und Möglichkeiten. Wer es mit Sorgfalt und Charakter betreibt, wird nicht nur geschäftlich profitieren, sondern vor allem menschlich wachsen. Und genau darin liegt die wahre Kunst des Netzwerkens! Was für eine großartige Chance!
Oliver Groß © 2025
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